Nachruf Cfr. Prof. Dr. Roland Pierloot FamOT
Professor Dr. Roland Pierloot wurde am 23. Februar 1924 in Sint-Andries-Brugge (Belgien) geboren. Nach seinem Studium am dortigen Gymnasium studierte er Medizin an der Katholischen Universität Leuven und promovierte 1949 zum Doktor in Medizin. Nach seiner Promotion spezialisierte er sich auf innere Medizin und Neuropsychiatrie in Leuven und Amsterdam, wo er u.a. im Bereich der Psychosomatik mit Professor Dr. Groen zusammenarbeitete. 1953 bekam er einen akademischen Grad in Psychologie und ergänzte dieses Studium, indem er sich intensiv spezialisierte auf Psychoanalyse.
Ab 1954 wurde er am akademischen Krankenhaus Sankt Raphael, Abteilung innere Medizin, KU Leuven angestellt und ab 1962 war er in Zusammenarbeit mit Professor Dr. Buyse für die Abteilung Psychopathologie zuständig.
1961 folgte seine Ernennung zum Direktor des renommierten psychiatrischen Zentrums Sankt Josef zu Kortenberg. Seine akademische medizinische und psychologische Ausbildung ermöglichte die Reorganisation des Zentrums und die Umsetzung der Behandlungsverfahren. Er baute es zu einem multidisziplinären therapeutischen Zentrum aus mit einem breiten Angebot an differenzierten somatischen und psychotherapeutischen Programmen sowohl bei ambulanter Pflege als bei Hospitalisierung. Er stimulierte die Entwicklung von partieller Hospitalisierung und von alternativer Aufnahme in kleinem Umfang für junge Patienten mit ernsthaften psychiatrischen Problemen. Sein großes Interesse galt auch der wissenschaftlichen Forschung und Behandlung von anorexia nervosa.
Ab 1962 dozierte Roland Pierloot an den Fakultäten Medizin, Psychologie und Pädagogik der Universität Leuven und 1967 folgte seine Ernennung zum Professor. Unzählige Fachärzte hat er in Psychiatrie ausgebildet. Unter seiner Leitung wurde das psychiatrische Zentrum Sankt Josef zu Kortenberg eine begehrte Praktikantenstelle im Bereich der medizinischen Hilfsberufe und der klinischen Psychologie.
Professor Dr. Pierloot war ebenfalls ein bedeutender Förderer des psychoanalytischen und psychodynamischen Denkens und war viele Jahre Vorsitzender des belgischen Vereins für Psychoanalyse. Sein Interesse galt jedoch auch anderen psychotherapeutischen Vorgehensweisen, indem er u.a. die Einführung und Entwicklung der Verhaltenstherapie in Belgien unterstützte.
1988 wurde Roland Pierloot in das Familiareninstitut des Deutschen Ordens (Komturei Altenbiesen) aufgenommen und wohnte als engagierter Confrater regelmäßig den Conveniats bei. Ab und zu lernten wir den eher schweigsamen Professor kennen als einen unterhaltsamen Redner mit viel Interesse für Literatur, Malerei und Musik. Schriftsteller wie Graham Greene und D.H. Lawrence waren seine Lieblingsautoren. Über sie hat er mehrere Artikel veröffentlicht und auf sein Buch ‘Psychoanalytic Patterns in the Work of Graham Greene’, das er 1994 veröffentlichte, wird noch oft verwiesen.
Vor 5 Jahren wurde Confrater Pierloot in das Seniorenheim Sankt Vinzentius zu Leuven aufgenommen. Bald konnte er den Conveniats zu Altenbiesen nicht mehr beiwohnen, blieb aber geistig mit uns verbunden. Ab und zu besuchten ihn die Consorores und Confratres. Da seine Gesundheit immer mehr nachließ, kam sein Tod am 1. Dezember 2021 nicht unerwartet.
Der Trauergottesdienst fand am Dienstag, den 7. Dezember 2021 in der Kirche der Parkabtei zu Leuven-Heverlee statt. Eine Delegation unserer Komturei Altenbiesen wohnte der Trauerfeier bei.
Anfang 2022 plant unsere Komturei einen Gedächtnisgottesdienst und gedenken wir unseres verstorbenen Confraters.
Möge Confrater Roland Pierloot nun ruhen in dem Frieden unseres Herrn.
Prof. emer. Dr. Jos Peuskens, FamOT, Altenbiesen
Ward Hendrickx, FamOT, Altenbiesen (Übersetzung)