Gründungsfest des Deutschen Ordens in Wien
Die Feierlichkeiten zum Gründungsfest des Deutschen Ordens begannen heuer am Samstag, 1. Februar 2025, mit einer Pontifikalvesper mit Hochmeister Frank. Der Bischof der Diözese Bozen-Brixen Dr. Ivo Muser und Prior P. Christian Stuefer konzelebrierten. Am Beginn der Vesper stand eine Anrufung Gottes über das Licht – „Du bist das Licht, auch die Finsternis ist für dich nicht finster“. Hochmeister Frank ging in seiner Homilie auf die drei wesentlichen Punkte der Lesung (Apg 2,44–47 „Und alle, die gläubig geworden waren, bildeten eine Gemeinschaft und hatten alles gemeinsam“) in Zusammenhang mit dem Deutschen Orden ein: Glaube, Gemeinschaft, Nachfolge. Ein wesentlicher Aspekt unseres Glaubens ist, dass er keine theoretische Überlegung ist, sondern sich nur dann entfalten kann, wenn er auch einen praktischen Niederschlag im Leben hat. Glaube befähigt die Menschen zu Großem, siehe Elisabeth von Thüringen. Im Unterschied zu anderen Orden (Benediktiner, Franziskaner) waren beim Deutschen Orden keine Einzelpersonen Gründer, sondern eine Gemeinschaft. Brüder, Schwestern und Familiaren sind gemeinsam unterwegs, Gemeinschaft im Glauben hat Strahlkraft nach außen. Im Wollen Christus nachzufolgen sollen wir die Liebe Gottes durch uns hindurch strahlen lassen, um dies auch weitergeben zu können. Das Gründungsfest ist eine Erinnerung an eine Idee von Menschen vor 835 Jahren im Elend und Sterben vor Akkon, die bis heute gelebt wird. Diese ist zeitlos, weil es immer Menschen geben wird, die des Helfens und Heilens bedürfen, aber auch jener Menschen, die Hoffnung und Liebe unter Menschen bringen, nicht nur durch Worte, auch durch Taten.
Das Pontifikalamt am darauffolgenden Sonntag, 2. Februar 2025, mit Bischof Dr. Ivo Muser als Hauptzelebranten bildete den Höhepunkt der Feierlichkeiten. Als Ordinarium Missae wurde die Missa brevis in C, KV 258 (Piccolomini-Messe) von W. A. Mozart durch Ars Musica unter der Leitung des Hochmeisterlichen Kapellmeisters Thomas Dolezal zur Aufführung gebracht. Im ersten Teil seiner Homilie ging Bischof Muser auf das Tagesfest „Darstellung des Herrn“ ein, das seit 1997 auch als „Tag des geweihten Lebens“ gefeiert wird. Insofern ein glücklicher Umstand, dass wir auch an diesem Tag den Festgottesdienst zum Gründungstag des Deutschen Ordens feiern. Ohne die Ordensgemeinschaften würde unsere Kirche einen wichtigen Teil ihrer Lebenskraft verlieren. Gerade die Orden und religiösen Gemeinschaften waren in der Kirche immer Quellen der Besinnung und Erneuerung für das gesamte Volk Gottes. Auch die Kirche braucht heute Prioritäten und diese besteht darin, die Gottesfrage zu stellen und lebendig zu halten. Es stellt sich daher die Frage, ob bei uns die Glut des Evangeliums, die Leidenschaft für Gott zu spüren ist. Oft besteht der Eindruck: wir leugnen Gott nicht, aber wir rechnen auch nicht ernsthaft mit ihm. Bischof Muser fordert mehr Freude am Glauben, damit wir wieder ausstrahlen, damit wir Zeugnis geben können, damit wir einladend sind für die Suchenden, die Zweifelnden, die Müden, die Enttäuschten, die Abwartenden und die Weggegangenen. Zum Schluss seiner Homilie ging Bischof Muser speziell auf den Deutschen Orden ein, auf seine bewegte, einflussreiche, aber auch belastende Geschichte mit vielen Aufbrüchen, Umbrüchen, Abbrüchen, mit Glanz- und Schattenseiten. Durchaus auch eine Geschichte, die Zeugnis gibt von unserem Gott, der ein Gott der Geschichte sein will. „Helfen und Heilen“, das Leitwort des Ordens hat nichts von seiner Bedeutung verloren und es lohnt sich dieses Leitwort immer wieder neu in das Heute hinein zu übersetzen. Vor diesem Hintergrund der langen, komplexen Geschichte dürfen wir uns heute vor allem an Peter Rigler erinnern. Er trug als Gründer der Priesterkonvente und geistlicher Leiter des wiedererstandenen Institutes der Deutschordensschwestern in Lana wesentlich zur geistlichen Erneuerung des Ordens von innen her bei. Zwei Sätze von Pater Rigler gab Bischof Muser allen Teilnehmern mit: „Dem Willen Gottes nachzuspüren, ist die einzige Quelle alles Guten“ und „Unser Gebet hat so viel Wirksamkeit, soviel wir bei Gott gelten. Wir gelten, soviel wir lieben. Wir lieben, soviel wir einander verzeihen“.
Nach diesem beeindruckenden und spirituell anregenden Festgottesdienst lud Hochmeister Frank alle Teilnehmer zu einer Agape in das Hochmeisteramt, wo noch viele Gespräche im kleinen Kreis, auch mit Bischof Ivo Muser möglich waren.
Prof. Dr. Rudolf Müller FamOT
Alt-Balleimeister