Einkehrtage im Kloster Heiligkreuztal
Ein Höhepunkt des geistlichen Lebens der Komturei „An Neckar, Tauber und Bodensee“ sind immer die jährlich stattfindenden Einkehrtage der Familiaren, die sich großer Beliebtheit und wachsenden Zuspruchs erfreuen. In der früheren Zisterzienserinnenabtei Heiligkreuztal, nahe dem Donautal und der keltischen Ausgrabungsstätte Heuneburg zwischen Riedlingen und Herbertingen gelegen, welche sich in einem ähnlich authentischen Zustand befindet wie das Unesco-Weltkulturdenkmal Maulbronn, aber eine noch gepflegtere, schönere Aura aufweist, bietet sich dafür auch ein hervorragender Ort – für Tage der Begegnung, des Austausches und des Innehaltens.
Das diesjährige, zweitägige Programm stand unter dem Leitwort „So sehr hat Gott die Welt geliebt (Joh 3,16) – Die Liebe des Herzens Jesu“. Der geistliche Assistent der Komturei, Cfr. Pfarrer Christof Mayer, hatte diese Tage mit insgesamt fünf Impulsen wieder sorgfältig vorbereitet.
Sicher kennen manche von uns noch den Herz-Jesu-Freitag als ersten Freitag eines Monats, auch das Beten von Herz-Jesu-Litaneien – und nicht zuletzt Herz-Jesu-Kirchen wie beispielsweise die berühmte Basilica minor Sacré-Coeur de Montmartre in Paris. Dennoch erschien uns diese eher emotionale und nicht so rationale Form der Frömmigkeit oder Spiritualität heute eher fremd. So war es naheliegend, dass unser geistlicher Assistent zunächst einmal uns mit der heiligen Margarita Maria Alacoque (1647-1690) bekannt machte, der Begründerin der neuzeitlichen Herz-Jesu-Verehrung, die vor allem im 19. Jahrhundert als Ausdruck der Volksfrömmigkeit eine sehr große Verbreitung fand, und in der „Weltweihe“ 1899 durch Papst Leo XIII. gipfelte. Wenn man jedoch zutreffenderweise das Herz Jesu nicht als „Organ“ verehrt, sondern als Zeichen der innersten Mitte von Jesus Christus und seiner göttlichen als auch menschlichen Liebe, erschließt sich eine ganz andere, weitumgreifende Perspektive. Diese wird in der vierten, leider wenig bekannten und am 24. Oktober 2024 erschienenen Enzyklika „Dilexit nos“ (Er hat uns geliebt – Über die menschliche und göttliche Liebe des Herzens von Jesus Christus) von Papst Franziskus – manche sprechen vom Vermächtnis des Papstes – umfassend dargestellt. Wir lasen daraus auszugsweise, und beschäftigten uns intensiv mit den Aussagen dieser Enzyklika, aber auch mit anderen interessanten Texten, wie etwa von Hans Urs von Balthasar (Das Herz der Welt).
Daneben war das gemeinsame Beten und Singen zwischen den Vorträgen und Dialogen ein fester Bestandteil. Und besonders in den Pausen konnten auch die ordensbrüderlichen bzw. ordensgeschwisterlichen Bande in persönlichen und vielfältigen Gesprächen vertieft werden, und man sah, wie gut es tut und wie wichtig es ist, sich ausreichend Zeit füreinander zu nehmen.
Die erfüllenden Tage wurden beschlossen durch die Teilnahme an der heiligen Messe am Sonntag, die vom Leiter des dortigen Geistlichen Zentrums, Monsignore Heinrich-Maria Burkard, zusammen mit Diakonen in der schönen Abteikirche zelebriert wurde. Bemerkenswert ist, dass in Heiligkreuztal auch das diözesane Ausbildungszentrum für die ständigen Diakone im Bistum Rottenburg-Stuttgart beheimatet ist, und somit die geistige Strahlkraft dieser früheren Abtei heute ganz weit über das Land hinausreicht.
Nach einem weiteren geistlichen Impuls folgte das gemeinsame Mittagessen sowie der obligatorische Reisesegen durch den geistlichen Assistenten, bevor wir an Leib und Seele gestärkt und mit neuen Erkenntnissen und Gedanken versehen die Heimreise antraten.
Dr. Clemens Fischer FamOT