„Ach, für seiner Brüder Schulden sah sie ihn die Mater dulden …“
Mit der Heiligenstädter Palmsonntagsprozession wird im Eichsfeld traditionell die Karwoche eröffnet. Die alljährlich am Palmsonntag stattfindende Prozession bewegt sich nach einer überlieferten Ordnung durch die Straßen von Heiligenstadt. Bei der Prozession werden sechs überlebensgroße Figuren mitgeführt, die an den Leidensweg von Jesus Christus erinnern. Zwischen den Bildnissen gehen Gläubige und singen durch Blaskapellen unterstützt überlieferte religiöse Lieder, welche die Leiden, Tod und Auferstehung Jesu thematisieren.
In ihren Ursprüngen reicht die Prozession vermutlich bis in das Mittelalter zurück und wurde von den Jesuiten ab dem 16. Jahrhundert im Zeichen der Gegenreformation ausgebaut. Die große Palmsonntagsprozession in Heilbad Heiligenstadt wurde 2016 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes der Unesco aufgenommen. Sie hat wesentlich dazu beigetragen, im Eichsfeld die kulturelle und konfessionelle Eigenart über Jahrhunderte zu bewahren. Auch während der NS-Zeit und der DDR konnte die Heiligenstädter Palmsonntagsprozession stattfinden. Alljährlich kommen zahlreiche Teilnehmende und Zuschauende nach Heiligenstadt, um die große Leidensprozession mitzuerleben. In diesem Jahr waren es 8000 Gläubige, die Prozession begleitet haben. Die Stadt zeigte sich von ihrer schönsten Seite und es regnete und stürmte einmal nicht. In einer sehr inhaltsreichen Predigt deutete Pfarrer Ludger Dräger (St. Gerhard Heiligenstadt) zur Abschlussandacht die Leiden Jesu auch in unserer Zeit.
Schon einer Tradition folgend waren wieder mehrere Familiaren des Deutschen Ordens dabei und folgten als Marienorden der Pieta durch die Straßen der Stadt.
So gut vorbereitet und mit dem bischöflichen Segen versehen kann das „Triduum Paschale“ beginnen.
Dr. Olaf Zucht FamOT
Komtur